Beim Namen Silver Surfer denken die meisten vermutlich erstmal an den Comic-Helden, der aus kosmischer Energie gewaltige Kräfte freisetzen kann. Doch es gibt noch andere Silver Surfer, die nicht auf einem Board durch Raum und Hyperraum, sondern per Maus oder Handy durchs Netz reisen. Und höchstens ihre Haarfarbe glänzt so silbern wie die Haut des Superhelden. Die Rede ist von kaufkräftigen Online-Verbrauchern der Generation 60 Plus. Doch was ist das Besondere an ihnen? Und was müssen Unternehmen bei der Kommunikation mit ihnen beachten?
Ein Beitrag von Sarah, Transkreativtexterin aus Leidenschaft.
Online-Shopping beliebt bei Jung und Alt
Seitdem in den 2000ern die ersten Versandhändler online gingen, wächst der E-Commerce Jahr für Jahr stetig an. Der wohl größte Schub ereignete sich 2020 durch den Lockdown, durch den plötzlich viele Kunden nicht mehr in Einkaufsstraßen und Geschäften, sondern nur noch in ihren eigenen vier Wänden shoppen konnten.
Die Folgen für den Online-Handel waren nicht zu übersehen: Allein in Deutschland legten die Bruttoumsätze 2020 mit 15 % um fast 83,3 Milliarden Euro zu. Und laut der E-Commerce-Verbraucherstudie des bevh ist mittlerweile jeder dritte Online-Shopper älter als 60. Werfen wir gemeinsam einen Blick darauf, was Silver Surfer ausmacht und warum sie für Unternehmen so interessant sind.
Was zeichnet Silver Surfer aus?
Die Bezeichnung Silver Surfer klingt nicht nur lässiger als Seniorennutzer, sondern hebt auch die Relevanz dieser Kundengruppe hervor, die sich u. a. durch diese Merkmale auszeichnet:
- Silver Surfer schätzen Qualität: „Wer billig kauft, kauft zweimal“. Diese Kunden wissen das und investieren daher bewusst in hochwertigere Produkte. Das eröffnet Unternehmen viele Möglichkeiten, auch Premiumartikel und -dienstleistungen an den Silver-Kunden zu bringen.
- Ihre Web-Affinität steigt: Social Distancing & Co. haben bei den Ü60-Verbrauchern zu neuen digitalen Gewohnheiten geführt (z. B. das Online-Shopping oder die Nutzung von Onlinebanking). Und die Chancen stehen gut, dass sie auch nach Ende der Pandemie diese Routinen beibehalten werden.
- Sie werden immer mehr: Die Weltbevölkerung wird älter. Allein in Deutschland machten Ende 2019 laut einer Statista-Studie die Ü65-Jährigen mit 18,09 % die zweitgrößte Altersgruppe aus nach den 40-59-Jährigen mit 23,6 %. Zählt man die kurz vor dem Rentenalter stehende Gruppe der 60- bis 64-Jährigen ebenfalls zu den Silver Surfern, machen sie mit 23,74 Prozent sogar ein knappes Viertel der Bevölkerung aus. Daraus ergeben sich für Unternehmen mehr Chancen und längere Zeitfenster, Kundengruppen in ihren besten Jahren anzusprechen.
- Sie sind traditionsbewusst: Die meisten Silver Surfer gehen gern auf Nummer sicher. Deshalb interessieren sie sich insbesondere für etablierte Anbieter, die sie bereits aus dem stationären Handel kennen.
Was bedeutet es für E-Commerce-Händler und ihre Kommunikation?
Wer zukünftig gezielter Silver Surfer ansprechen möchte, muss grundsätzlich nicht viel anders machen als bei der üblichen Erstellung von relevantem Content. Wichtig ist vor allem, sich in die ältere Zielgruppe hineinzuversetzen. Hier ein paar direkt umsetzbare Anregungen:
- Altersrelevante Inhalte: Jeder Kunde ist anders. Doch können Sie davon ausgehen, dass Silver Surfer der Generation 60 + andere Themen bewegen als beispielsweise 20-jährige Studentinnen und Studenten. Ob bei Themen wie Gesundheit und Fitness, Mobilität oder Geldanlagen: Wenn Sie sich Ihre Kunden hineinversetzen, wird auch Ihre Kommunikation für sie relevanter.
- Persönliche Ansprache: Altersgerechte Kommunikation bedeutet nicht, dass Sie zu förmlich oder gar altmodisch daherkommen sollten. Die meisten Silver Surfer sind längst mit dem lockereren Umgang in sozialen Netzwerken vertraut und haben keine Berührungsängste mit Emojis oder lustigen Videos. Welcher Ton angebracht ist und ob geduzt oder gesiezt werden sollte, verrät Ihnen Ihre Zielgruppe. Schauen Sie sich an, welche Kunden Ü60 zu Ihnen kommen, wonach sie suchen und wie sie klingen. So können Sie am besten ihre Sprache erlernen.
- Usability macht den Unterschied: Je nutzerfreundlicher Ihre Website oder App, desto breiter ist auch die Kundengruppe, die sich damit zurechtfindet. Wenn Sie beispielsweise mit vielen Icons arbeiten, die älteren Nutzern eventuell nicht bekannt sind, lohnt es sich, diese zusätzlich zu beschriften. Auch Verlinkungen sollten deutlich als solche gekennzeichnet werden. Und mit leicht umsetzbaren Anleitungen und Tutorials bringen Sie nicht nur Silver Surfern verschiedene Themen einfach näher.
- Das Auge isst mit: Ein lesefreundlicher, verständlicher Stil lädt dazu ein, auch längere Texte durchzulesen. Verzichten Sie dabei auf den inflationären Gebrauch von Fach- und Trendbegriffen und setzen Sie eher auf eine universal verständliche Sprache. Bei digitalen Inhalten können eine anpassbare Schriftgröße und stärkere Kontraste dabei helfen, müde Augen zu schonen.
- Vertrauen schaffen: Das Unbekannte macht nicht nur Silver Surfer skeptisch. Stärken Sie daher Ihre Glaubwürdigkeit mit ausreichend Informationen zu Ihrem Unternehmen, Ihren Produkten und Ihren Prozessen. Auch die Angabe Ihrer Kontaktdaten sowie einer Telefonnummer, über die sie Ihre Kunden „analog“ erreichen können, schaffen Vertrauen und geben Ihnen die Möglichkeit, eine persönliche Beziehung zu Ihren Kunden aufzubauen.
Fazit
Die Macht der Silver Surfer ist nicht zu unterschätzen: Durch ihre Kaufkraft stellen sie für Unternehmen eine bedeutende Zielgruppe dar, die sowohl die Mittel als auch das Interesse hat, hochwertige Produkte zu kaufen. Im Laufe der Jahre und insbesondere durch die jüngsten weltweiten Entwicklungen sind auch Nutzer über 60 immer vertrauter mit dem Internet geworden. Letzte Zweifel oder Unsicherheiten beim Kauf können Unternehmen durch eine kundenorientierte, transparente Kommunikation aus dem Weg schaffen. So steigern sie ihre Chancen, mit den Silver Surfen auf einer Welle zu reiten.