Bei „Lektorat“ denken viele zunächst an Romane, an denen in mühevoller Kleinarbeit von einem Team aus Autor und Lektor gefeilt wird, bis alle Beteiligten zufrieden sind. Doch warum benötigen auch Texte auf einer Firmenwebsite oder Marketingmaterialien ein Lektorat? Schließlich will mit ihnen niemand einen Literaturpreis gewinnen. Ebenso wie bei einem Roman bekommen Texte für Firmenkunden im Lektorat den letzten Schliff. Das Lektorat erfüllt dabei verschiedene Aufgaben, die alle darauf ausgerichtet sind, die Qualität des Textes zu verbessern.
Ein Beitrag von der Texterin und Journalistin Vera.
Fehler aufspüren
Umgangssprachlich werden „Lektorat“ und „Korrektorat“ oft synonym verwendet. Das Korrektorat ist allerdings nur ein Teil des Lektorats – wenn auch ein sehr wichtiger. Das Korrektorat dient dazu, sämtliche Grammatik-, Satzzeichen- und Rechtschreibfehler aufzuspüren, die eventuell noch in dem Text enthalten sind. Fehlerfreie Texte sind sowohl online als auch offline für Unternehmen von größter Bedeutung. Wenn beispielsweise die Firmengeschichte oder die „Über uns“-Seite etliche Fehler enthält, wirft das ein schlechtes Licht auf das gesamte Unternehmen und macht einen unprofessionellen Eindruck. Flüchtigkeitsfehler schleichen sich aber schnell ein, deswegen gilt stets das Vier-Augen-Prinzip. Vor der Veröffentlichung sollte immer eine zweite Person den Text auf mögliche Fehler durchsehen – am besten ein professioneller Lektor.
Stil anpassen
Wem es nur darauf ankommt, potenziellen Lesern – und damit Kunden – einen fehlerfreien Text zu präsentieren, kann das Korrektorat alleine buchen. In den meisten Fällen ist jedoch ein vollständiges Lektorat empfehlenswert, denn oft sind es nicht nur Grammatik-, Satzzeichen- und Rechtschreibfehler, die an einem Text störend wirken, sondern auch stilistische Mängel. Sollte der Text ungeschickte Formulierungen enthalten, können sie im Lektorat ausgebügelt werden. Manchmal sind nur kleine Schönheitskorrekturen nötig. Wenn zum Beispiel Texte von verschiedenen Autoren geschrieben wurden, entsteht auf einer Firmenwebsite oder in einer Imagebroschüre schnell ein wirrer Stilmischmasch, der auf potenzielle Leser verwirrend oder sogar unseriös wirken kann. Im Lektorat kann der Stil vereinheitlicht werden. Für Firmen, die mit verschiedenen Textern und Lektoren arbeiten, bietet es sich auch an, einen Leitfaden – auf Neudeutsch auch „Styleguide“ genannt – zu erstellen, der dem gesamten Contentteam als Orientierungshilfe dienen kann. Es empfiehlt sich, den Leitfaden von einem erfahrenen Texter oder Lektor schreiben zu lassen, der sowohl die Firma und deren Wünsche als auch die angestrebte Zielgruppe genau kennt.
Logik überprüfen
Das Lektorat umfasst jedoch nicht nur die Textarbeit an sich. Aufgabe des Lektors ist es auch, eventuelle Logikfehler oder inhaltliche Inkonsistenzen zu finden. Wenn zum Beispiel auf einer Firmenwebsite in der Firmengeschichte und auf der „Über uns“-Seite das Gründungsjahr des Unternehmens erwähnt wird, die Jahreszahl auf den beiden Seiten aber nicht übereinstimmt, wird der Lektor für den Kunden Kommentare hinterlassen und eine inhaltliche Überprüfung empfehlen. In dieser Hinsicht kann der Lektor allerdings nur Vorschläge machen, da inhaltliche Änderungen nur von einer dazu autorisierten Person vorgenommen werden können, bevor die Texte zur Veröffentlichung freigegeben werden.
So knapp wie möglich, so ausführlich wie nötig
Gerade Online-Texte sollten möglichst kurz und knapp gehalten werden, da zu lange Texte im Netz oft nicht gelesen werden und die Absprungrate bei ausführlichen Erklärungen meist recht hoch ist. Im Lektorat kann die Textlänge angepasst werden, indem zum Beispiel unnötige Wiederholungen gestrichen oder wortreiche Ausführungen vereinfacht und gekürzt werden. Manchmal geht die Verknappung aber zulasten der Verständlichkeit. Da der Lektor ein neutraler, unvoreingenommener Leser ist, kann er den Auftraggeber darauf aufmerksam machen, dass beispielsweise ein komplexer Sachverhalt für Laien in der kurzen Form nicht verständlich ist. Gerade bei Texten zu technischen Themen, die sich nicht ausschließen an ein Fachpublikum richten, sind manchmal zusätzliche Informationen nötig – auch wenn der Text damit insgesamt länger wird.
Korrekter Text in vielen Sprachen
Immer mehr international agierende Unternehmen lassen ihre Texte in mehrere Sprachen übersetzen. Daher stellt das Lektorat von übersetzten Texten eine Sonderform dar. Natürlich findet auch bei einem übersetzten Text das übliche Korrektorat sowie die stilistische und inhaltliche Überprüfung statt. Zusätzlich dazu kontrollieren in diesem Fall Lektoren, die sowohl die Ausgangssprache als auch die Zielsprache beherrschen, ob die Übersetzung korrekt ist und ob der übersetzte Text in der Zielsprache natürlich klingt. Dabei gilt folgende Regel: die Übersetzung sollte so nah wie möglich am Ausgangstext bleiben, wenn nötig, müssen aber der Übersetzer und der Lektor die Freiheit haben, den Text so anzupassen, dass er in der Zielsprache logisch, verständlich, fehlerfrei und idiomatisch korrekt ist.
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