„Tatsächlich ist Einfachheit wohl der wichtigste Verständlich-Macher.“*
Dieser prägende Satz aus der Kommunikationswissenschaft bringt es auf den Punkt: Die Website wird geschlossen, die Broschüre zugeschlagen und der Online-Shop nicht genutzt, wenn die Lesenden überfordert sind mit der Menge des Textes, mit der Wortwahl oder auch mit der Komplexität der Ausführungen.
Ein Beitrag von Britta – Texterin für UX-Writing bei komplexen Themen
Texte sollen einer bestimmten Zielgruppe etwas mitteilen und sie bewegen. Deshalb ist der Sprachstil, der Tonfall und die Art des Textaufbaus besonders wichtig: Dann wird die Zielgruppe aufmerksam. Ob ein Produkt gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen wird, hängt entscheidend davon ab, ob sich die User angesprochen fühlen und ob sie das Angebot verstehen.
Leichte Sprache bringt Barrierefreiheit
Wenn Informationen und Darstellungen eine unüberwindbare Hürde darstellen, dann wenden sich die NutzerInnen ab. Seit 2016 gilt in der EU die Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu Websites und mobilen Angeboten öffentlicher Stellen. 2018 wurde sie auf Bundesebene umgesetzt. Damit wird garantiert, dass auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen Zugang zu Kommunikation und Information im öffentlichen Leben haben. Texte können in „leichter Sprache“ angezeigt werden. Dafür gibt es Regeln, die das Netzwerk Leichte Sprache erarbeitet hat.
Einfache Sprache führt zu mehr Klarheit
Aus diesem Bewusstsein, dass mehr Menschen ein Angebot wahrnehmen, wenn die Texte auf einem einfacheren Sprachniveau geschrieben sind, hat sich die Einfache Sprache entwickelt. Von Einfacher Sprache profitieren zum Beispiel Menschen mit einer begrenzten Lese- und Schreibkompetenz. Das ist auch bei Menschen mit noch geringen Deutschkenntnissen wie Migranten der Fall.
Aber auch diejenigen, die in kurzer Zeit viel lesen müssen, schätzen einfache Texte für ein schnelles Verständnis komplexer Zusammenhänge. Wie einfach Texte formuliert werden können, hängt entscheidend davon ab, wer sie lesen soll und welche Informationen transportiert werden müssen.
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, zu fragen: Wird der Kreis der Interessierten größer, wenn Einfache Sprache verwendet wird? Und: Verstehen mehr Leserinnen und Leser das Angebot? Texte in Einfacher Sprache zeichnen sich aus durch
- verständliche Wortwahl
- einfachen Satzbau und kurze Sätze
- übersichtlich angeordnete klare Aussagen.
Damit alle verstehen, was gesagt wird
Bezugnehmend auf den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) bewegt sich Einfache Sprache auf dem Level B1 – Fortgeschrittene Sprachverwendung.
Leichte Sprache wäre eher im A-Bereich der elementaren Sprachverwendung angesiedelt. Entscheidend ist, dass bei der Übertragung von Texten in Einfache Sprache die wichtigsten Informationen bestehen bleiben und der Text leichter zu lesen ist. Dabei wird der Text sowohl sprachlich als auch inhaltlich vereinfacht.
Nicht immer bedeutet das, dass der Text auch kürzer wird. Als Beispiel dient ein Textauszug aus einem Aufruf des Demo-Bündnisses:
Normale Sprache: Es findet eine dramatische politische Verschiebung statt: Rassismus und Menschenverachtung werden gesellschaftsfähig.
EINFACHE SPRACHE: Unsere Gesellschaft verändert sich. Es gibt immer mehr Rassismus. Das bedeutet: Menschen denken, sie sind besser als andere. Sie behandeln andere schlecht.
Einfache Sprache kann mehr Menschen erreichen
Die LEO-Studie 2019 der Universität Hamburg deckt auf, dass 12,1% der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland nur unzureichend lesen und schreiben können. Die Zahl ist rückläufig. Dass 40% der Deutschen nur auf B1-Niveau Texte lesen und die darin enthaltenen Informationen erfassen, ist dagegen eine Schätzung und nicht durch eine Studie belegt.
Diese Zahlen eröffnen aber auf jeden Fall, dass mit Texten in Einfacher Sprache, die Hürden auf dem Weg zu wichtigen Informationen für viele Menschen kleiner werden.
Auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gibt es ergänzende Informationen zu Leichter und Einfacher Sprache.
* Schulz von Thun, 1987, S. 142f